
Blog: Gefährliche Tiere in heimischen Teichen und Seen (7089)
Die Aufregung um den bissigen Waller – Welche Tiere in unseren Gewässern sind tatsächlich gefährlich?
Erst kürzlich wieder sorgt ein vermeintlicher „Monsterfisch“ für Schlagzeilen: der Wels – oder korrekt ausgedrückt, der Europäische Waller (Silurus glanis). Mit seinen bis zu zwei Metern Länge, seinem breiten Maul und den tastenden Barteln bietet der größte Süßwasserfisch Europas genug Stoff für Legenden. Wenn dann auch noch ein Badegast von einem „bissigen Riesenfisch“ berichtet, ist die Aufregung groß. Wie gefährlich ist der Waller wirklich und welche anderen Tiere in unseren heimischen Gewässern könnten dem Menschen tatsächlich gefährlich werden?
Der Wels – Räuber mit schlechtem Ruf
Zweifellos ist der Wels ein beeindruckendes Tier. Er lebt in langsam fließenden oder stehenden Gewässern, jagt vor allem in der Dämmerung und ernährt sich von Fischen, Amphibien und gelegentlich Wasservögeln. Angriffe auf Menschen sind extrem selten und meist handelt es sich dabei um neugierige Bisse oder Verwechslungen. Welse haben keine scharfen Zähne, sondern einen raspelartigen Kiefer, der nicht dazu geeignet ist, größere Beutetiere zu zerreißen. Dass ein Wels einen Menschen „frisst“ oder auch nur ernsthaft verletzt, gehört also ins Reich der Mythen.
Hecht, Aal und Barsch – Wer kann zubeißen?
Auch andere Raubfische wie der Hecht oder große Barsche können im Wasser für Unbehagen sorgen. Besonders der Hecht ist mit seinem torpedoförmigen Körperbau und dem mit spitzen Zähnen gespickten Maul ein effektiver Jäger. Zwar kommt es gelegentlich zu Bissverletzungen, etwa wenn Hechte in der Laichzeit aggressiv reagieren oder einen Finger mit einem Fisch verwechseln, doch diese Vorfälle sind selten und verlaufen meist glimpflich.
Der Aal wiederum ist vor allem durch seine Schlangenähnlichkeit gefürchtet, doch tatsächlich ist er harmlos. Seine Beißkraft ist gering und Kontakt mit Menschen meidet er konsequent. Auch Flussbarsche oder Zander können wehrhaft sein – beim Angeln besteht durch die stacheligen Flossen und scharfen Kiemendeckel ein gewisses Verletzungsrisiko, doch echte Gefährdung geht von ihnen kaum aus.
Krebse, Muscheln und Schnecken – Klein, aber mit Wirkung
Viele unterschätzen die kleinen Tiere im Wasser, doch auch sie können unangenehme Begegnungen verursachen. Der Amerikanische Sumpfkrebs etwa kann mit seinen Scheren kräftig zupacken – schmerzhaft, aber harmlos. Einige eingeschleppte Muschelarten, wie die Körbchenmuschel oder die Zebramuschel, haben scharfe Schalenkanten, an denen man sich beim Barfußlaufen verletzen kann.
Besonders erwähnenswert ist auch die Wasserschnecke Radix auricularia, nicht wegen ihrer Größe, sondern weil sie – wie viele andere Süßwasserschnecken – Zwischenwirt für Parasiten sein kann. In warmen Sommern kann es so zur sogenannten „Zerkarien-Dermatitis“ (auch „Badedermatitis“ oder „Entenflöhe“ genannt) kommen – ein harmloser, aber sehr unangenehmer Hautausschlag.
Quallen und andere Plagegeister
Auch Quallen kommen in deutschen Gewässern vor – wenn auch fast ausschließlich in der Ostsee. Die bekannteste ist Aurelia aurita, die Ohrenqualle, deren Nesselzellen meist keine Hautreaktionen auslösen. Anders kann es bei der Kompassqualle oder der Gelben Haarqualle sein, die in manchen Jahren ebenfalls in der Ostsee auftauchen und unangenehme Hautreizungen verursachen können.
Im Süßwasser sind es eher andere Tiere, die stechen oder beißen: Libellenlarven können kleine, aber schmerzhafte Bisse setzen, und Rückenschwimmer (auch als „Wasserbienen“ bekannt) sind für ihre schmerzhaften Stiche bekannt. Auch Wasserskorpione und Ruderwanzen besitzen einen Stechrüssel, mit dem sie Beutetiere töten – bei Menschen kann das zu lokalen Reizungen führen.
Schlangen, Spinnen und Blutegel
Auch wenn Wasserschlangen hierzulande nicht giftig sind, können sie erschrecken. Die Ringelnatter ist die bekannteste Vertreterin – völlig ungiftig und für Menschen ungefährlich. Ihre Verteidigungsstrategien beschränken sich auf Totstellen oder das Absondern von Übelriechendem Sekret. Bisse sind äußerst selten und werden nur als letzte Notwehr eingesetzt. Dann sind sie zwar durchaus schmerzhaft, aber in der Regeln ungefährlich.
Blutegel haben seit jeher einen schlechten Ruf. In Wahrheit ist ihr Biss nahezu schmerzfrei, da sie betäubende und gerinnungshemmende Stoffe einsetzen. In freier Natur kann es vorkommen, dass sie sich an badenden Menschen festsetzen – gefährlich ist das nicht, aber hygienisch bedenklich. Medizinisch genutzte Blutegel stammen aus kontrollierter Zucht.
Wasserspinnen, die einzige echte Spinnenart, die dauerhaft unter Wasser lebt, sind faszinierende Tiere – und ebenfalls harmlos. Sie können theoretisch beißen, tun dies aber nur als allerletzten Ausweg.
Giftige Tiere – eine seltene Ausnahme
Echte Gifttiere gibt es in unseren Gewässern kaum. Einzige erwähnenswerte Ausnahme ist der Seeskorpion (Myoxocephalus scorpius), der an Nord- und Ostseeküsten vorkommt. Sein Stich kann schmerzhaft sein, ist aber nicht lebensgefährlich. Auch Petermännchen, die in tieferen Meereszonen leben, tragen Giftstacheln – diese kommen jedoch meist nur beim Angeln oder beim Barfußgehen in Küstennähe zum Problem.
Die Angst vor gefährlichen Tieren im Wasser ist tief verwurzelt, oft irrational und wird durch mediale Berichte verstärkt. In Wahrheit ist das Risiko, durch Tiere in deutschen Gewässern ernsthaft verletzt zu werden, äußerst gering. Die weitaus größere Gefahr geht von Selbstüberschätzung beim Schwimmen, Strömungen oder mangelnder Sicht unter Wasser aus.
Ein respektvoller Umgang schützt beide Seiten
Wer sich achtsam in der Natur bewegt, keine Tiere reizt oder fängt und auf Barfußgänge in trübem Wasser verzichtet, wird selten schlechte Erfahrungen machen. Die meisten Bewohner unserer Gewässer zeigen sich ohnehin scheu und zurückhaltend. Statt Angst ist also Respekt gefragt – vor einer vielfältigen, oft unscheinbaren Tierwelt.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de