
Blog: Bambus im Garten - Fluch oder Segen? (7082)
Bambus erfreut sich seit vielen Jahren wachsender Beliebtheit in deutschen Gärten. Seine exotische Ausstrahlung, das schnelle Wachstum und die vielseitige Verwendbarkeit machen ihn zu einer attraktiven Pflanze für Hobbygärtner. Ob als Sichtschutz, Solitärpflanze oder zur Begrünung von Terrassen und Balkonen – Bambus hat viele Gesichter. Doch so schön und nützlich er auch sein kann, gibt es durchaus auch problematische Arten, die man besser nicht im heimischen Garten anpflanzen sollte. Einige Bambus-Arten neigen zu extremem Ausbreitungsverhalten, das nicht nur den eigenen Garten, sondern auch die Nachbarschaft beeinträchtigen kann. Andere Arten sind für das mitteleuropäische Klima nicht geeignet oder stellen besondere Anforderungen, die im Alltag nur schwer zu bewältigen sind.
In diesem ausführlichen Artikel beleuchten wir, welche Bambus-Arten im heimischen Garten problematisch sind, worauf du bei der Auswahl achten solltest, welche Alternativen es gibt und wie man Bambus verantwortungsvoll kultiviert.
Warum ist die Auswahl der richtigen Bambus-Art so wichtig?
Bevor wir uns den problematischen Arten zuwenden, ist es wichtig zu verstehen, warum die Wahl der Bambus-Art so entscheidend ist. Bambus ist keine einheitliche Pflanze, sondern eine Pflanzengattung mit über 1.000 verschiedenen Arten weltweit. In Deutschland sind vor allem Arten aus den Gattungen Phyllostachys, Fargesia und Pleioblastus verbreitet. Jede dieser Gattungen bringt unterschiedliche Eigenschaften mit sich – insbesondere hinsichtlich Wuchsform, Frosthärte und Rhizomverhalten.
Das Hauptproblem vieler Bambus-Arten liegt in ihrer unterirdischen Wurzelausbreitung. Manche Arten bilden sogenannte ausläuferbildende Rhizome, die sich schnell und unkontrolliert über große Flächen hinweg ausbreiten können. Diese Eigenschaft kann nicht nur das eigene Grundstück dominieren, sondern auch zu erheblichen Konflikten mit Nachbarn oder Kommunen führen. Darüber hinaus lassen sich manche Arten nur schwer wieder entfernen, wenn sie einmal etabliert sind.
Diese Bambus-Arten solltest du im Garten besser meiden
Phyllostachys aurea (Goldrohrbambus)
Der sehr beliebte Goldrohrbambus ist auf den ersten Blick eine echte Zierde. Sie wächst schnell, bildet dichte Halme und sieht mit ihren goldgelben Stängeln besonders dekorativ aus. Doch der Schein trügt: Phyllostachys aurea gehört zu den invasivsten Bambus-Arten überhaupt. Seine Rhizome breiten sich unkontrolliert aus, wenn keine effektive Rhizomsperre eingesetzt wird. Innerhalb weniger Jahre kann er Flächen von mehreren hundert Quadratmetern einnehmen.
Nachteile:
- Starke Ausläuferbildung
- Sehr schwer zu kontrollieren
- Hohe Rückbaukosten bei Entfernung
Phyllostachys nigra (Schwarzrohrbambus)
Phyllostachys nigra ist bekannt für seine tiefschwarzen Halme, die einen tollen Kontrast zu grünem Laub bilden. Doch auch diese Art zählt zu den ausläuferbildenden Vertretern. Viele Gärtner pflanzen ihn aus Unwissenheit ohne Wurzelsperre, was mittelfristig zu massiven Problemen führt.
Nachteile:
- Ausläuferwachstum bis zu mehreren Metern jährlich
- Wurzeln können Steinplatten anheben
- Ästhetisch schön, aber pflegeintensiv
Phyllostachys bissetii
Der Riesenbambus ist sehr winterhart und daher zunächst für deutsche Gärten attraktiv. Sie wird oft für Sichtschutzhecken verwendet, weil sie schnell dicht wächst. Doch auch hier gilt: ohne massive Wurzelsperre wird diese Pflanze schnell zur Plage.
Nachteile:
- Extrem schnelles Wachstum
- Wurzelausbreitung kaum zu stoppen
- Entfernung ist arbeits- und kostenintensiv
Pleioblastus-Arten (z. B. Pleioblastus pygmaeus)
Diese kleinwüchsige Art wird gerne als Bodendecker verwendet. Viele denken, kleine Bambusarten seien harmloser – ein Irrtum. Pleioblastus bildet dichte Teppiche, deren Rhizome sich ebenfalls weit verzweigen und in Rasenflächen oder unter Terrassenplatten wachsen können.
Nachteile:
- Breitet sich horizontal massiv aus
- Verdrängt heimische Pflanzen
- Wurzeln oft unterirdisch kaum zu entfernen
Rhizomsperren: Keine Garantie, aber Pflicht bei problematischen Arten
Wenn du dennoch eine ausläuferbildende Art pflanzen möchtest, ist eine Rhizomsperre aus HDPE (mind. 2 mm stark und 70 cm tief) Pflicht. Diese sollte vollständig geschlossen und mit einer Überlappung montiert werden, damit keine Rhizome hindurchbrechen können. Doch auch hier gilt: Rhizomsperren sind keine 100-prozentige Lösung. Insbesondere bei nicht regelmäßig kontrollierten Beständen kann es passieren, dass Rhizome über die Sperre hinauswachsen oder sich unterirdisch durch kleinste Schwachstellen zwängen.
Geeignete Alternativen: Diese Bambus-Arten sind unbedenklich
Nicht alle Bambus-Arten sind problematisch. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte auf horstbildende Arten der Gattung Fargesia zurückgreifen. Diese bilden keine Ausläufer, wachsen kompakt und sind pflegeleicht.
Empfohlene Arten:
- Fargesia murielae: Winterhart, schattenverträglich, keine Ausläufer
- Fargesia nitida: Schlanker Wuchs, ideal für Sichtschutz
- Fargesia rufa: Besonders buschig, schnelles Wachstum ohne Rhizomgefahr
Diese Arten eignen sich hervorragend für Gärten, in denen keine umfassenden baulichen Maßnahmen zur Rhizomkontrolle möglich oder gewünscht sind. Zudem sind sie für Topfkultur geeignet und somit auch für Terrassen oder Balkone eine gute Wahl.
Häufige Fragen (FAQ)
Welche Bambus-Art ist für Anfänger geeignet?
Für Anfänger sind horstbildende Arten wie Fargesia murielae oder Fargesia rufa ideal. Sie sind pflegeleicht, winterhart und wachsen ohne Risiko der Ausbreitung.
Was passiert, wenn ich eine ausläuferbildende Art ohne Rhizomsperre pflanze?
Ohne Rhizomsperre kann sich der Bambus unkontrolliert über den Garten hinaus ausbreiten. Das kann nicht nur zu Schäden auf dem eigenen Grundstück führen, sondern auch rechtliche Konsequenzen haben, wenn Nachbarn betroffen sind.
Wie tief muss eine Rhizomsperre sein?
Mindestens 70 cm tief und 2 mm dick (HDPE). Der obere Rand sollte einige Zentimeter aus dem Boden ragen, um eine Kontrolle der Rhizome zu ermöglichen.
Wie erkennt man, ob ein Bambus horstbildend oder ausläuferbildend ist?
Diese Information findet sich meist in der botanischen Beschreibung der Pflanze. Ein sicherer Anhaltspunkt: Arten der Gattung Fargesia sind immer horstbildend. Phyllostachys-Arten hingegen sind fast immer ausläuferbildend.
Kann ich ausläuferbildenden Bambus wieder entfernen?
Ja, aber das ist sehr aufwendig. Man muss die Rhizome vollständig ausgraben – was oft jahrelange Nacharbeiten erfordert. In manchen Fällen ist sogar der Einsatz von Baggern notwendig.
Fazit: Augen auf bei der Bambuswahl
Bambus kann ein wunderschöner Blickfang und nützlicher Bestandteil im Garten sein – wenn die richtige Art gewählt wird. Viele Probleme entstehen durch Unwissenheit oder Fehlberatung beim Kauf. Besonders die Arten der Gattung Phyllostachys sind für heimische Gärten ohne geeignete Schutzmaßnahmen nicht zu empfehlen. Ihr aggressives Wurzelwachstum macht sie als invasive Art zu einem echten Risiko für Gärten, Nachbarschaften und sogar Bauwerke.
Wer Bambus liebt, muss dennoch nicht darauf verzichten. Horstbildende Arten wie Fargesia sind eine sichere und pflegeleichte Alternative, die sich hervorragend für alle Gartenformen eignet. Eine fachkundige Beratung beim Kauf sowie ein wenig Wissen über die Eigenheiten der Pflanze helfen dabei, langfristig Freude an seinem Gartenbambus zu haben – ohne unangenehme Überraschungen.
Unser Tipp: Wer sich unsicher ist, sollte stets einen Fachbetrieb oder eine Gärtnerei mit Bambuserfahrung konsultieren. Auch regelmäßige Kontrolle und Pflege der Bambuspflanze sind entscheidend für eine erfolgreiche Gartenkultur.