
Blog: Tubifex sebst züchten: Eine Anleitung für Aquarianer (7075)
Tubifex-Würmer sind eine beliebte Futterquelle für viele Zierfischarten – besonders für Fleischfresser wie Buntbarsche, Betta, Schlangenkopffische oder Salmler. Sie sind reich an Proteinen, regen den Appetit an und fördern das Wachstum sowie die Farbintensität der Fische. Doch der Kauf von lebenden Tubifex aus dem Handel bringt einige Risiken mit sich. Häufig sind sie mit Krankheitserregern oder Schadstoffen belastet, da sie in belasteten Gewässern gesammelt werden. Eine eigene Zucht von Tubifex-Würmern ist deshalb nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine hygienische Alternative.
In diesem Artikel erfährst du, wie du Tubifex-Würmer erfolgreich zu Hause züchten kannst – Schritt für Schritt, inklusive Materialien, Pflege, Fütterung und Tipps zur Ernte. Außerdem gehen wir auf häufige Probleme ein und beantworten wichtige Fragen zum Thema. Der Ratgeber ist so konzipiert, dass er sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Aquarianer geeignet ist.
Die Zucht von Tubifex – von der Theorie zur Praxis
Was sind Tubifex?
Tubifex tubifex sind winzige Schlammröhrenwürmer, die zur Familie der Oligochaeta gehören – also Verwandte der Regenwürmer. In der Natur leben sie im sauerstoffarmen Bodenschlamm von stehenden oder langsam fließenden Gewässern, wo sie sich von organischem Material ernähren. Sie sind zäh, robust und können auch unter extremen Bedingungen überleben. Diese Anpassungsfähigkeit macht sie ideal für die Heimzucht.
Vorteile der eigenen Tubifex-Zucht
- Kontrollierte Hygiene: Keine Schadstoffe oder Krankheitserreger wie bei Wildfängen.
- Günstig und nachhaltig: Keine ständigen Kosten für Lebendfutter.
- Frisches Futter jederzeit verfügbar: Besonders für Jungfische und anspruchsvolle Arten ein Pluspunkt.
- Anpassung der Nährstoffzusammensetzung: Durch die eigene Fütterung kann man die Qualität des Futters beeinflussen.
Voraussetzungen für die Zucht
Bevor du loslegst, solltest du die Grundbedingungen für die Zucht kennen:
- Behälter:
Geeignet sind flache Kunststoff- oder Glaskisten, Aquarien oder sogar große Aufbewahrungsboxen. Wichtig ist eine große Bodenfläche, da Tubifex Bodenbewohner sind. - Standort:
Ideal ist ein dunkler, kühler Ort mit Temperaturen zwischen 15 und 22 Grad Celsius. Tubifex vertragen zwar höhere Temperaturen, aber bei Hitze sinkt die Sauerstofflöslichkeit und das Sterberisiko steigt. - Wasserqualität:
Tubifex brauchen sauberes, sauerstoffreiches Wasser. Optimal ist Regenwasser oder entchlortes Leitungswasser. Filterung ist nicht zwingend notwendig, regelmäßiger Wasserwechsel jedoch essenziell. - Sauerstoffzufuhr:
Ein Luftstein oder eine schwache Belüftung über eine Membranpumpe ist empfehlenswert, besonders bei größeren Kulturen.
Einrichtung des Zuchtbehälters
- Bodengrund:
Ein dünner Bodengrund aus feinem Sand oder Schlamm kann das natürliche Verhalten unterstützen, ist aber optional. Einige Züchter verzichten ganz darauf, um die Reinigung zu erleichtern. - Wasserstand:
Ein Wasserstand von 2 bis 5 cm reicht aus. Bei tieferem Wasser erhöht sich der Reinigungsaufwand. - Einlaufphase:
Lass das Wasser vor der Einführung der Würmer einige Tage „reifen“, um Temperatur und Wasserwerte zu stabilisieren.
Start der Kultur
Tubifex bekommst du im Fachhandel oder online. Achte auf gesunde, lebendige Tiere, die sich aktiv bewegen. Wasche sie gründlich mit sauberem Wasser, bevor du sie in dein Zuchtbecken setzt, um Schmutz und mögliche Schadstoffe zu entfernen.
Fütterung der Tubifex
Tubifex ernähren sich von organischem Material. Für die Heimzucht bedeutet das:
- Hauptfutter: Überbrühter Hafer, feine Haferflocken, Spirulinapulver, aufgelöste Fischfuttertabletten.
- Alternativen: Gemüsepüree (z. B. Karotten, Kürbis), Kaffeesatz (sparsam verwenden), abgekühlter Reisbrei.
- Wichtig: Immer nur kleine Mengen füttern, damit das Wasser nicht kippt.
Füttere am besten täglich in kleinen Portionen. Beobachte, ob das Futter innerhalb von 24–48 Stunden aufgenommen wird. Reste sollten entfernt werden.
Pflege und Reinigung
Eine saubere Umgebung ist entscheidend für den Erfolg der Zucht:
- Wasserwechsel: Alle 2–3 Tage etwa ein Drittel des Wassers austauschen. Altwasser abziehen und frisches, abgestandenes Wasser nachfüllen.
- Reinigung: Den Bodengrund gelegentlich mit einem kleinen Schlauch oder einer Pipette absaugen.
- Geruch: Ein modriger Geruch deutet auf Fäulnis hin – sofort Maßnahmen ergreifen, z. B. Futter reduzieren oder Wasser wechseln.
Ernte der Tubifex
Wenn sich die Population gut entwickelt hat, kannst du anfangen zu ernten. Dazu gibt es zwei gängige Methoden:
- Absaugen mit einer Pipette: Besonders für kleine Mengen geeignet. Einfach einen „Klumpen“ Tubifex absaugen.
- Trennsieb-Methode: Eine flache Schale mit Gittersieb in den Behälter setzen. Darauf etwas Futter geben. Nach einiger Zeit kriechen die Würmer durch das Sieb und können leicht entnommen werden.
Vor dem Verfüttern solltest du die Würmer gründlich mit klarem Wasser spülen, um Verunreinigungen zu entfernen.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zur Tubifex-Zucht
Wie schnell vermehren sich Tubifex?
Die Vermehrung hängt von Temperatur, Futter und Wasserqualität ab. Unter optimalen Bedingungen kann sich die Population innerhalb weniger Wochen verdoppeln.
Kann ich Tubifex im Kühlschrank lagern?
Lebendige Tubifex können einige Tage im Kühlschrank überleben, sofern sie regelmäßig mit frischem Wasser gespült werden. Für die Zucht ist ein Kühlschrank jedoch ungeeignet.
Sind Tubifex gefährlich für Fische?
Nur, wenn sie aus belasteten Quellen stammen. Selbst gezüchtete Tubifex sind bei hygienischer Haltung unproblematisch.
Kann man Tubifex einfrieren?
Ja, aber sie verlieren dadurch ihre lebenden Eigenschaften. Für viele Fische ist lebendes Futter jedoch attraktiver.
Wie verhindere ich, dass das Wasser kippt?
Sparsame Fütterung, regelmäßige Wasserwechsel und gute Belüftung sind die wichtigsten Maßnahmen.
Brauchen Tubifex Licht?
Nein. Sie bevorzugen eher dunkle bis schattige Bedingungen. Dauerbeleuchtung kann sogar schädlich sein.
Welche Fische fressen besonders gern Tubifex?
Viele Fische lieben Tubifex, darunter Diskus, Zwergbuntbarsche, Labyrinthfische, Schmerlen, Kugelfische und viele andere.
Fazit: Tubifex-Zucht lohnt sich – mit Geduld und Pflege
Die eigene Zucht von Tubifex-Würmern ist eine hervorragende Möglichkeit, deinen Aquarienbewohnern hochwertiges Lebendfutter zur Verfügung zu stellen. Auch wenn die Zucht etwas Geduld und regelmäßige Pflege erfordert, sind die Vorteile nicht zu übersehen: gesunde Fische, geringere Kosten und die Unabhängigkeit vom Handel.
Mit einem gut vorbereiteten Setup, angepasster Fütterung und etwas Erfahrung kannst du schon nach wenigen Wochen deine erste Ernte einfahren. Besonders für engagierte Aquarianer, die Wert auf artgerechte Haltung und optimale Futterversorgung legen, ist die Tubifex-Zucht ein spannendes und lohnenswertes Projekt.
Pro-Tipp zum Schluss: Wenn du langfristig große Mengen züchten möchtest, lohnt es sich, mehrere kleine Kulturen parallel anzulegen. So kannst du Ausfälle kompensieren und regelmäßig ernten, ohne die Hauptkultur zu überfordern.