Woher haben Schleimfische ihren Namen?

Ein kurioser Name mit Bedeutung
In der faszinierenden Welt der Aquaristik begegnen uns zahlreiche außergewöhnliche Fischarten mit oft ebenso außergewöhnlichen Namen. Eine dieser Gruppen sind die sogenannten Schleimfische. Der Name mag auf den ersten Blick wenig schmeichelhaft klingen – vielleicht sogar etwas abstoßend – doch hinter diesem Begriff verbirgt sich eine hochinteressante Fischfamilie mit spannenden biologischen Eigenschaften.
Viele Aquarianer, aber auch naturinteressierte Laien, stellen sich irgendwann die Frage: Woher haben Schleimfische eigentlich ihren Namen? In diesem ausführlichen Artikel tauchen wir tief in die Namensgebung, Biologie und Lebensweise dieser bemerkenswerten Fische ein. Dabei klären wir nicht nur die Herkunft des Namens, sondern liefern auch interessante Fakten, Tipps für Aquarianer und Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Herkunft und Bedeutung des Namens "Schleimfisch"
Taxonomische Einordnung: Was sind Schleimfische überhaupt?
Schleimfische gehören zur Familie der Blennidae, im Deutschen auch als Blennies bekannt. Diese Familie umfasst über 400 Arten, die weltweit in tropischen und gemäßigten Meeren vorkommen – insbesondere in küstennahen Regionen mit Felsen, Korallenriffen oder Seegraswiesen. Einige Arten sind auch in Brack- oder Süßwasser anzutreffen.
Sie zählen zur Ordnung der Barschartigen (Perciformes) und zeichnen sich durch einen langgestreckten, oft schlangenartigen Körperbau aus. Blennies sind in der Regel klein – meist nur wenige Zentimeter lang – und leben bodennah oder versteckt in Spalten und Höhlen.
Der Ursprung des Namens: Warum "Schleimfisch"?
Der Name "Schleimfisch" leitet sich nicht etwa von einem schleimigen Verhalten oder einem glitschigen Aussehen ab, sondern hat tatsächlich einen biologisch fundierten Ursprung: Schleimfische besitzen eine auffällige Schleimhaut, die den gesamten Körper bedeckt. Diese Schleimschicht erfüllt mehrere wichtige Funktionen:

- Schutz vor Krankheitserregern und Parasiten:
Die Schleimhaut wirkt wie eine natürliche Barriere gegen Keime, Bakterien und Parasiten. Sie enthält oft antimikrobielle Substanzen, die das Infektionsrisiko deutlich reduzieren. - Reduzierung des Wasserwiderstands:
Ähnlich wie bei anderen Fischen kann der Schleimfilm den Wasserwiderstand beim Schwimmen verringern, was eine effizientere Fortbewegung ermöglicht – insbesondere in engen Riffstrukturen oder zwischen Felsen. - Tarnung und Verteidigung:
Bei manchen Arten spielt der Schleim sogar eine Rolle bei der chemischen Tarnung oder dient der Abwehr von Fressfeinden durch unangenehmen Geschmack. - Feuchtigkeitserhalt bei amphibischem Verhalten:
Einige Schleimfische sind dafür bekannt, dass sie sich zeitweise außerhalb des Wassers aufhalten können. Der Schleim hilft in diesen Fällen, die Haut feucht zu halten und so das Überleben an der Luft zu sichern.
Die Schleimproduktion ist also nicht nur ein Nebeneffekt, sondern ein zentrales Merkmal dieser Fischfamilie – und somit Namensgeber und Überlebensstrategie zugleich.
Anatomische Besonderheiten der Schleimfische
Keine Schuppen, aber viel Schleim
Im Gegensatz zu vielen anderen Fischarten besitzen Schleimfische keine oder nur sehr rudimentäre Schuppen. Stattdessen ist ihre Haut sehr weich und von der genannten Schleimschicht bedeckt. Dies macht sie besonders anfällig für mechanische Verletzungen, aber gleichzeitig auch flexibel und anpassungsfähig in engen Lebensräumen.
Charakteristischer Körperbau
Schleimfische zeichnen sich durch folgende anatomische Merkmale aus:

- Langgestreckter, oft aalähnlicher Körper
- Große Brustflossen, die ihnen helfen, auf dem Boden "zu laufen"
- Kleine, runde Augen mit oft wachsamen Blick
- Abgerundete oder reduzierte Schwanzflossen
- Meist unscheinbare, erdige Färbung zur Tarnung
Lebensweise und Verhalten: Mehr als nur Schleim
Lebensräume
Schleimfische sind in der Regel bodenorientiert. Sie verstecken sich in Felsspalten, verlassen diese selten und verteidigen ihr Territorium oft aggressiv gegen Artgenossen oder andere Bodenfische. Ihre bevorzugten Lebensräume sind:
- Felsige Küstenregionen
- Korallenriffe
- Algen- und Seegraswiesen
- Höhlen und Spalten
Ernährung
Die meisten Schleimfische sind Allesfresser, mit einem Schwerpunkt auf Algen, kleinen Wirbellosen und Detritus. Ihre Zähne sind oft bürstenartig und an das Abweiden von Algen angepasst. Einige Arten zeigen auch parasitäres Verhalten, indem sie von größeren Fischen Haut und Schleim abknabbern – eine seltene, aber faszinierende Ausnahme.
Fortpflanzung
Die Fortpflanzung ist ebenso interessant: Viele Schleimfische betreiben Brutpflege. Die Männchen bewachen das Gelege in Höhlen oder Felsspalten und fächeln frisches Wasser heran, bis die Larven schlüpfen.
Schleimfische in der Aquaristik: Tipps und Hinweise
Auch wenn sie nicht zu den häufigsten Aquarienfischen gehören, werden Schleimfische durchaus in Meerwasseraquarien gehalten – insbesondere die farbenfroheren Arten wie der Zweifarbige Schleimfisch (Ecsenius bicolor) oder der Algen-Schleimfisch (Salarias fasciatus).
Wichtige Haltungsaspekte:
- Aquariengröße: Ab 100 Litern für kleinere Arten
- Versteckmöglichkeiten: Felsen, Riffkeramik, Höhlen
- Wasserqualität: Stabil und möglichst naturnah
- Vergesellschaftung: Nur mit friedlichen Arten, da Schleimfische territorial sein können
- Futter: Algen, Frostfutter, Flocken mit pflanzlichem Anteil
FAQ – Häufige Fragen rund um Schleimfische
Sind Schleimfische giftig?
Nein, die meisten Schleimfische sind ungiftig. Es gibt allerdings einige Blennies, die leichte Toxine im Speichel oder Schleim führen, vor allem zur Abwehr. Diese stellen jedoch für Menschen in der Regel keine Gefahr dar.
Kann man Schleimfische im Süßwasseraquarium halten?
Die allermeisten Arten leben im Meer, es gibt aber wenige Arten, die Brack- oder Süßwasser tolerieren. Für reine Süßwasseraquarien sind Schleimfische daher nur bedingt geeignet.
Wie alt werden Schleimfische?
Die Lebenserwartung variiert je nach Art, liegt aber typischerweise zwischen 2 und 5 Jahren.
Warum sind Schleimfische im Handel selten?
Viele Arten sind scheu, wenig farbenprächtig und daher bei Gelegenheitseinsteigern weniger gefragt. Zudem ist die Nachzucht schwierig, was das Angebot begrenzt.
Gibt es besonders beliebte Arten für Aquarien?
Ja, insbesondere Salarias fasciatus und Ecsenius bicolor sind wegen ihrer Algenfresser-Funktion und spannenden Persönlichkeit sehr beliebt.
Fazit: Schleimig, aber faszinierend
Der Name "Schleimfisch" ist weit mehr als ein unappetitlicher Begriff – er ist Ausdruck einer besonderen biologischen Anpassung, die diesen Fischen das Überleben in ihren teils extremen Lebensräumen ermöglicht. Die Schleimschicht ist Schutzschild, Tarnung, Feuchtigkeitsspeicher und Teil des einzigartigen Erfolgsrezepts dieser kleinen, aber bemerkenswerten Fischfamilie.
Wer sich näher mit Schleimfischen beschäftigt – sei es wissenschaftlich, im Tauchurlaub oder im eigenen Aquarium – wird schnell merken, dass diese Tiere weit mehr zu bieten haben als ihr Name vermuten lässt. Sie sind ein Paradebeispiel dafür, wie sich evolutionäre Anpassungen in Form und Funktion manifestieren und dabei auch noch spannende Einblicke in die Biologie der Meere geben.
Für Aquarianer, die auf der Suche nach einem unkonventionellen, aber äußerst interessanten Pflegling sind, können Schleimfische eine echte Bereicherung sein – vorausgesetzt, man geht auf ihre besonderen Bedürfnisse ein.