Naturteichbewohner: Abwarten oder Nachhelfen?
Nach dem Anlegen eines Naturteichs stellt sich schnell eine grundlegende Frage: Kann man der Natur nun freien Lauf lassen und darauf vertrauen, dass sich Tiere von selbst ansiedeln? Oder ist es besser, gezielt nachzuhelfen, um die gewünschte Artenvielfalt schneller zu erreichen? Beide Wege haben Vor- und Nachteile.
Natürliche Besiedlung, eine Frage der Geduld
Ein neu angelegter Teich bleibt selten lange ohne Leben. Viele Tierarten finden ganz ohne menschliches Zutun und erstaunlich schnell den Weg dorthin – vorausgesetzt, der Standort ist nicht völlig isoliert und es gibt in der Umgebung naturnahe Strukturen. Bereits nach kurzer Zeit können erste Insekten am Wasser beobachtet werden. Innerhalb von ein bis zwei Jahren siedeln sich häufig folgende Tiergruppen selbstständig an:
- Libellen und andere wassergebundene Insekten wie Eintagsfliegen oder Köcherfliegen – ihre adulten Formen gelangen über den Luftweg zum Teich und pflanzen sich dann dort fort
- Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten oder Teichmolche – sie wandern über Land auf der Suche nach geeigneten Laichgewässern. Da diese immer seltener werden, sind Amphibien „dankbare“ und sich oft schnell einfindende Teichbewohner.
- Kleinkrebse wie Hüpferlinge oder Wasserflöhe – ihre Eier gelangen im Ruhestadium durch Wind, Wasservögel oder an anderen Tieren angeheftet in den Teich
- Einige Wasserschneckenarten – sie können durch Pflanzenteile oder Tiere eingeschleppt werden, siedeln sich aber nicht in jedem Fall zuverlässig an
Wer Geduld hat und auf Eingriffe verzichtet, kann beobachten, wie sich nach und nach ein komplexes Gefüge einstellt – vorausgesetzt, der Teich ist naturnah angelegt, frei von Fischen und bietet flache Uferzonen sowie vielfältige Pflanzenstrukturen.
Vorteile des natürlichen Besiedelns
Da die Tiere sich nur ansiedeln, wenn sie auch passende Bedingungen vorfinden, benötigen sie keine weitere „Pflege“. Es finden sich die Tiere ein, für die der Teich einen angemessenen Lebensraum bietet. Auch die Frage des Überwinterns kann so vernachlässigt werden, denn die Tiere wissen in der Regel selbst, ob ein Gewässer für sie geeignet ist.
Der Teich entwickelt sich organisch, was bedeutet, dass alle Arten in einem natürlichen Wechselspiel existieren und sich gegenseitig unterstützen oder gegebenenfalls auch reduzieren. Typische und gewünschte Wechselwirkungen zwischen Räubern, Beutetieren und Pflanzen können sich einstellen: „Natürliche Feinde“ sind ein wichtiger Bestandteil des Gleichgewichts im Teich und sorgen dafür, dass keine Art sich übermäßig vermehrt.
Risiken beim Nachhelfen
Wird eine Art eingesetzt, ohne dass ihre natürlichen Gegenspieler vorhanden sind, kann sie sich übermäßig vermehren. Wasserschnecken sind hier ein Beispiel, denn mit dem passenden Nahrungsangebot, aber ohne natürliche Feinde, können sie schnell zur Plage werden und einen Teich regelrecht leerfressen.
Verdrängung standorttypischer Arten: Auch ein vermeintlich „nützlicher“ Besatz kann langfristig negative Folgen für das ökologische Gefüge haben. Vielleicht wird so der Lebensraum „besetzt“, der einem anderen Tier fehlt.
Wer Tiere einsetzt, ist auch für ihr Wohlergehen verantwortlich und sollte sich im Vorfeld ausführlich informieren, ob diese im Teich die nötigen Bedingungen (Nahrung, Überwinterung) vorfinden.
Wann gezieltes Einsetzen sinnvoll sein kann
In ausgewählten Fällen kann eine behutsame Unterstützung hilfreich sein – immer unter der Voraussetzung, dass auf Regionalität, Artenreinheit und ökologische Verträglichkeit geachtet wird:
- Muscheln können durch ihre Filterleistung zur Verbesserung der Wasserqualität beitragen. Dass ihre Larven durch Vögel eingeschleppt werden und somit zufällig in den Teich gelangen, ist zwar möglich, aber nicht sehr häufig. Wer also Muscheln im Teich ansiedeln möchte, muss diese selbst einsetzen.
- Wasserschnecken, insbesondere Arten wie die Spitzschlammschnecke oder die Posthornschnecke, helfen beim Abbau organischer Reste. Eine gezielte Zuführung kann sinnvoll sein, sollte aber nicht zu früh erfolgen: Finden die Schnecken noch nicht genug welkes Pflanzenmaterial, Algen oder Biofilm, dann fressen sie auch frische Pflanzen ab.
- Daphnien-Kulturen (Wasserflöhe) können anfangs helfen, übermäßige Algenbildung zu kontrollieren. Sie siedeln sich meist auch selbst an, aber ein gezielter Startimpuls kann vorteilhaft sein.
Ein Gleichgewicht entsteht erst mit der Zeit
Ein Naturteich ist kein fertiges Produkt, sondern ein sich langsam entwickelndes System. Wer abwartet und beobachtet, lernt nicht nur viel über ökologische Zusammenhänge, sondern schafft die besten Voraussetzungen für ein stabiles, artenreiches Biotop. Unterstützende Maßnahmen sollten behutsam und zielgerichtet erfolgen – nicht aus Ungeduld, sondern wenn natürliche Prozesse über längere Zeit ausbleiben.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de