Klimawandel: Welche Insekten profitieren und welche leiden?

Der Klimawandel gehört zu den größten Herausforderungen unserer Zeit – und seine Auswirkungen betreffen nicht nur uns Menschen, sondern auch Flora und Fauna in unseren Gärten. Während Starkregen, Trockenperioden und steigende Temperaturen das Erscheinungsbild unserer grünen Oasen verändern, beeinflussen sie auch das empfindliche Gleichgewicht der Insektenwelt. Einige Arten vermehren sich schneller, breiten sich in neue Gebiete aus und finden bessere Lebensbedingungen. Andere hingegen kämpfen ums Überleben, weil ihre Lebensräume verschwinden oder sie mit neuen Konkurrenten und Fressfeinden konfrontiert werden.
Für Gartenliebhaber stellt sich daher die Frage: Welche Insekten profitieren vom Klimawandel – und welche leiden darunter? In diesem Beitrag beleuchten wir die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf verschiedene Insektengruppen, zeigen konkrete Beispiele und geben Tipps, wie du deinen Garten anpassen kannst, um bedrohten Arten zu helfen.

Warum der Klimawandel Insekten unterschiedlich beeinflusst
Der Klimawandel ist ein komplexes Phänomen, das sich nicht einheitlich auf alle Lebewesen auswirkt. Die Auswirkungen hängen stark von der Lebensweise, der Anpassungsfähigkeit und der ökologischen Nische der jeweiligen Art ab. Für Insekten bedeutet das:
- Temperaturanstieg: Wärmeliebende Arten profitieren, kälteliebende Arten ziehen sich zurück oder sterben aus.
- Veränderte Niederschlagsmuster: Trockenperioden und Starkregen beeinflussen Eiablage, Entwicklung und Nahrungsverfügbarkeit.
- Verlängerte Vegetationsperioden: Manche Insekten können dadurch häufiger pro Jahr Nachwuchs produzieren.
- Veränderte Pflanzenwelt: Insekten, die auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind, sind abhängig von deren Vorkommen und Gesundheit.
Profiteure des Klimawandels
Stechmücken und tropische Insekten
Ein klassisches Beispiel für Profiteure des Klimawandels sind Stechmückenarten wie die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). Diese ursprünglich in Südostasien heimische Mückenart breitet sich zunehmend auch in Mitteleuropa aus – begünstigt durch milde Winter und warme Sommer. Mit ihr steigt auch das Risiko für die Übertragung von Krankheiten wie Dengue-Fieber oder Chikungunya.
Blattläuse und ihre Symbionten
Blattläuse vermehren sich bei warmem Wetter besonders schnell. Höhere Temperaturen ermöglichen mehrere Generationen pro Saison. Dadurch treten sie in Gärten häufiger und massiver auf – was wiederum Auswirkungen auf Nutz- und Zierpflanzen hat.

Wärmeangepasste Schmetterlinge
Einige Schmetterlingsarten, darunter der Distelfalter (Vanessa cardui) oder der Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas), profitieren von längeren und wärmeren Sommern. Ihre Raupen finden länger Nahrung, die Flugzeiten verlängern sich und neue Generationen können sich entwickeln.
Neubürger (Neobiota)
Neben der Tigermücke gibt es weitere „neue Gäste“, die sich durch den Klimawandel in Deutschland etablieren, wie z. B. die Grüne Reiswanze oder der Buchsbaumzünsler. Sie profitieren vom Wegfall klimatischer Barrieren und bringen teils massive Schäden an Kulturpflanzen mit sich.
Verlierer des Klimawandels
Wildbienen und spezialisierte Bestäuber
Viele Wildbienenarten leiden unter den Folgen des Klimawandels. Besonders betroffen sind Arten, die auf bestimmte Pflanzen oder Lebensräume spezialisiert sind. Durch die veränderten Blühzeiten der Pflanzen entstehen zeitliche Diskrepanzen zwischen Nahrungsangebot und Brutverhalten. Zusätzlich trocknen Nistplätze in trockenen Jahren aus oder werden durch Starkregen weggeschwemmt.
Käferarten mit enger Lebensraumbindung
Der Hirschkäfer oder der Eremit (eine seltene Käferart, die auf morsches Holz angewiesen ist), sind von alten Bäumen und feuchten Wäldern abhängig. Hitzewellen und Trockenheit setzen diesen Lebensräumen zu, wodurch auch die Käferpopulationen zurückgehen.
Amphibienabhängige Insekten
Einige Insekten, wie bestimmte Libellenarten, sind auf dauerhaft wasserführende Teiche, Tümpel und Moore angewiesen. Trockenperioden lassen diese Lebensräume verschwinden, was dramatische Folgen für die Fortpflanzung hat.
Insekten mit geringer Mobilität
Arten, die sich schlecht ausbreiten können, wie manche Laufkäfer oder Spinnen, sind stark auf stabile Lebensräume angewiesen. Wenn diese durch klimatische Extreme gestört oder zerstört werden, haben diese Tiere kaum Chancen, neue geeignete Lebensräume zu finden.
Indirekte Effekte des Klimawandels
Neben den direkten Veränderungen gibt es auch viele indirekte Effekte:
- Veränderte Feind-Konkurrenz-Beziehungen: Neue, wärmeliebende Arten verdrängen heimische Insekten oder bringen neue Fressfeinde mit.
- Pflanzenveränderungen: Viele Pflanzen reagieren auf Trockenstress, was sich auf blütenbesuchende Insekten auswirkt. Weniger Nektar = weniger Nahrung.
- Veränderte Landwirtschaft: Intensivere Nutzung, Monokulturen und Schädlingsbekämpfung verstärken die Auswirkungen des Klimawandels.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Welche Insekten sollte ich in meinem Garten besonders schützen?
Besonders Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge profitieren von einem naturnahen Garten. Diese Insekten sind wichtige Bestäuber und oft auf strukturreiche Lebensräume angewiesen.
Kann ich die Ausbreitung tropischer Insekten verhindern?
Nicht vollständig, aber du kannst potenzielle Brutplätze wie stehendes Wasser regelmäßig entfernen. So lässt sich z. B. die Vermehrung der Tigermücke eindämmen.
Wie gestalte ich meinen Garten klimawandelgerecht für Insekten?
Nutze vielfältige, heimische Pflanzen, achte auf eine gestufte Vegetation, biete Nistplätze (z. B. Sandflächen, Totholz, Insektenhotels) und verzichte auf Pestizide. Auch Wasserstellen können helfen – besonders in heißen Sommern.
Gibt es positive Aspekte des Klimawandels für die Artenvielfalt?
In manchen Regionen ja. Neue Arten können sich ansiedeln und die Biodiversität kurzfristig erhöhen. Langfristig besteht jedoch die Gefahr, dass dominante Arten andere verdrängen, wodurch die Vielfalt sinkt.
Was kann ich sonst noch tun, um bedrohten Insekten zu helfen?
Neben der Gartengestaltung kannst du dich lokal engagieren – z. B. bei Pflegeaktionen von Streuobstwiesen oder bei Initiativen zur Anlage von Blühstreifen. Auch die Unterstützung von Forschungsprojekten durch Citizen Science ist eine Möglichkeit.
Fazit
Der Klimawandel ist ein tiefgreifender Faktor, der unsere Insektenwelt langfristig verändern wird. Während einige Arten – vor allem wärmeliebende und mobile – von den Veränderungen profitieren, geraten andere zunehmend unter Druck. Besonders betroffen sind spezialisierte, wenig anpassungsfähige Insekten, deren Lebensräume verschwinden oder deren Lebensrhythmen aus dem Takt geraten.
Doch es gibt auch Hoffnung: Wer bewusst gärtnert, kann im eigenen Garten einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum Insektenschutz leisten. Die Förderung von Strukturvielfalt, der Einsatz heimischer Pflanzen und der Verzicht auf chemische Mittel schaffen Lebensräume für bedrohte Arten – und sorgen ganz nebenbei für mehr Leben und Vielfalt im eigenen Garten.
Indem wir die Dynamiken des Klimawandels verstehen und gezielt handeln, können wir auch in Zeiten des Wandels eine lebenswerte Umwelt für Mensch und Tier bewahren. Jeder Quadratmeter zählt – und jede einzelne Entscheidung im Garten kann zum Schutz unserer kleinen, aber unersetzlichen Mitbewohner beitragen.