Der legale Anbau von Cannabis in Deutschland

Ein neues Kapitel beginnt
Seit Jahren wurde in Deutschland über die Legalisierung von Cannabis diskutiert – nun ist es endlich so weit. Mit dem Inkrafttreten des neuen Cannabisgesetzes zum 1. April 2024 öffnet sich für viele Konsumentinnen und Konsumenten eine neue Welt: Der legale Anbau von Cannabis für den Eigenbedarf ist unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Doch wie genau funktioniert das? Welche Regeln gilt es zu beachten? Was ist erlaubt – und was nicht?
Dieser Artikel richtet sich an alle, die sich für den Eigenanbau von Cannabis im privaten Rahmen interessieren – sei es aus medizinischen, persönlichen oder gärtnerischen Gründen. Wir erklären dir Schritt für Schritt, wie du legal Cannabis in Deutschland anbauen kannst, welche rechtlichen Rahmenbedingungen du kennen musst und worauf es beim Anbau im Garten oder Indoor ankommt.

Rechtlicher Rahmen: Was besagt das neue Cannabisgesetz?
Am 1. April 2024 trat in Deutschland das Cannabisgesetz (CanG) in Kraft, das den Umgang mit Cannabis grundlegend neu regelt. Das Gesetz unterscheidet dabei drei Hauptbereiche:
- Eigenanbau für den persönlichen Bedarf
- Cannabis-Clubs (Anbauvereinigungen)
- Medizinische Verwendung von Cannabis
Für den privaten Eigenanbau gelten strenge, aber klare Regeln, die wir dir hier erläutern.
Wer darf Cannabis anbauen?
Der Eigenanbau von Cannabis ist ausschließlich volljährigen Personen (ab 18 Jahren) erlaubt, die ihren Hauptwohnsitz in Deutschland haben. Minderjährige dürfen weder anbauen noch konsumieren.

Wie viele Pflanzen sind erlaubt?
Privatpersonen dürfen maximal drei weibliche blühende Cannabis-Pflanzen gleichzeitig anbauen. Diese Grenze ist gesetzlich festgelegt. Es zählt nur der aktuelle Bestand an blühenden Pflanzen – Stecklinge oder nicht-blühende Pflanzen zählen nicht zur Höchstgrenze.
Wo darf angebaut werden?
Der Anbau muss in einer geschlossenen, vor dem Zugriff Dritter geschützten Umgebung stattfinden. Das bedeutet:
- Im eigenen Haus, auf dem eigenen Grundstück oder auf dem Balkon
- Zugang darf nur der Anbauer selbst oder Mitbewohner*innen mit Erlaubnis haben
- Keine Einsicht von außen – besonders wichtig bei Balkonen oder Terrassen
- Die Pflanzen müssen so gesichert sein, dass Kinder und Unbefugte keinen Zugang haben
- Ein Anbau im Garten ist nur dann erlaubt, wenn dieser Bereich vollständig umzäunt, verschlossen und von außen nicht einsehbar ist.
Was passiert bei Verstößen?
Wer mehr als drei Pflanzen anbaut, riskiert ein Bußgeld oder sogar ein Strafverfahren. Auch der fahrlässige Umgang – etwa das Zugänglichmachen der Pflanzen für Kinder oder Nachbarn – kann rechtliche Konsequenzen haben.
Praktische Tipps für den legalen Anbau von Cannabis
Neben der rechtlichen Seite spielt auch das gärtnerische Wissen eine große Rolle. Cannabis ist eine anspruchsvolle Pflanze, die unter den richtigen Bedingungen gedeiht. Hier findest du alle Basics für deinen erfolgreichen Start.
Indoor oder Outdoor – was ist besser?
Beides ist möglich, aber jede Variante hat Vor- und Nachteile:
Indoor-Anbau
- Kontrollierte Bedingungen (Licht, Temperatur, Luftfeuchtigkeit)
- Ganzjährige Anbaumöglichkeit
- Höhere Investitionen (Lampen, Belüftung, Growzelt)
- Diskret und gut geschützt
Outdoor-Anbau
- Geringere Kosten
- Natürliches Sonnenlicht
- Saisonabhängig (Mai bis Oktober)
- Risiko durch Wetter, Schädlinge, neugierige Nachbarn
Die richtige Sorte wählen
Wähle eine Sorte, die zu deinem Klima und deinen Bedingungen passt. Für Einsteiger*innen eignen sich meist feminisierte Autoflowering-Sorten, da sie unabhängig von Lichtzyklen blühen und relativ pflegeleicht sind.
Beliebte Sorten:
- Northern Lights (robust, kompakt)
- White Widow (stark, einfach zu kultivieren)
- Amnesia Haze (potent, aber anspruchsvoller)
Equipment und Zubehör
Zum erfolgreichen Start brauchst du:
- Qualitäts-Saatgut (aus legalem Handel)
- Erde oder Hydrosystem
- Töpfe (mindestens 10 Liter)
- Indoor: LED-Growlampe, Zeitschaltuhr, Lüfter
- Outdoor: geschützter, sonniger Platz
Optional:
- pH- und EC-Messgerät
- Dünger für Wuchs- und Blütephase
- Insektenschutz (Netze oder biologische Mittel)
Pflege und Ernte
Der Cannabis-Anbau gliedert sich in mehrere Phasen:
- Keimung (3–7 Tage) – Samen in feuchtem Papier oder direkt in Erde
- Wachstumsphase (2–4 Wochen) – viel Licht (18 Stunden), Nährstoffe für Wachstum
- Blütephase (6–10 Wochen) – Lichtreduktion auf 12 Stunden bei Indoor, Blütenentwicklung beginnt
- Ernte – wenn die Trichome milchig/bernsteinfarben sind, ist es so weit
Nach der Ernte folgt das Trocknen (7–14 Tage) und Fermentieren (2–6 Wochen) für ein angenehmes Aroma und höhere Qualität.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zum legalen Cannabis-Anbau
Darf ich Samen legal kaufen?
Ja, der Kauf und Besitz von Cannabissamen ist in Deutschland legal, solange sie für den Eigenanbau verwendet werden und die Höchstgrenze nicht überschreiten.
Muss ich den Anbau irgendwo anmelden?
Nein, für den privaten Anbau bis zu drei Pflanzen ist keine Anmeldung erforderlich. Dennoch kann es sinnvoll sein, im Zweifel einen Nachweis über die Pflanzanzahl parat zu haben.
Darf ich meine Pflanzen an Freunde verschenken?
Nein, die Weitergabe von Cannabis – auch in kleinen Mengen – ist ohne besondere Genehmigung verboten. Nur der Eigenkonsum ist erlaubt.
Kann ich Indoor und Outdoor gleichzeitig anbauen?
Ja, solange du insgesamt nicht mehr als drei blühende Pflanzen hast.
Was ist mit Stecklingen?
Stecklinge gelten nicht als blühende Pflanzen und dürfen vorbereitet werden, allerdings darf nie mehr als drei blühende Pflanzen gleichzeitig vorhanden sein.
Fazit: Legaler Eigenanbau – ein verantwortungsbewusster Umgang ist entscheidend
Mit dem neuen Cannabisgesetz hat Deutschland einen historischen Schritt gemacht: Der Eigenanbau von Cannabis ist erstmals legal möglich. Doch diese neue Freiheit geht mit Verantwortung einher. Wer sich an die Regeln hält, kann ohne Angst vor rechtlichen Konsequenzen hochwertige Cannabisblüten selbst anbauen – im Garten, auf dem Balkon oder Indoor.
Wichtig ist, sich umfassend über die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu informieren, die Pflanzen sicher und diskret zu kultivieren und den Umgang mit Cannabis stets verantwortungsvoll zu gestalten. Wer das beherzigt, kann nicht nur eine neue Leidenschaft entdecken, sondern auch einen selbstbestimmten Zugang zu einem jahrtausendalten Naturprodukt genießen.