Blattläuse - Können sie auch nützlich sein?

Blattläuse gelten als Schädlinge, denn sie saugen Pflanzensäfte, schwächen junge Triebe und machen Pflanzen damit anfällig für Krankheiten. Doch ihr ökologischer Stellenwert wird häufig unterschätzt: Blattläuse erfüllen in der Natur wichtige Funktionen - nicht zuletzt als zentrale Nahrungsquelle in vielen Nahrungsketten und als Erzeuger des begehrten Honigtaus.
Viel mehr als Pflanzensauger
Blattläuse (Aphidoidea) sind weltweit verbreitet und besiedeln nahezu jede krautige oder holzige Pflanze, nur Arten mit stark duftenden ätherischen Ölen wie Lavendel, Rosmarin oder Salbei gelten als weitgehend unattraktiv für Blattläuse. Mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen zapfen sie ihre Wirtspflanzen an, aus denen sie energiereichen Saft gewinnen. Was zunächst wie ein einseitiger Schaden wirkt, hat im ökologischen Gefüge durchaus seinen Platz.

Denn Blattläuse verarbeiten nur einen Teil der aufgenommenen Nährstoffe, während sie den Überschuss in Form einer zuckerhaltigen Substanz wieder ausscheiden: dem sogenannten Honigtau.
Honigtau ist für viele Tiere eine wichtige Nahrungsquelle. Vor allem Ameisen profitieren davon: Sie nutzen die zuckerhaltige Flüssigkeit als Energielieferant und beschützen im Gegenzug die Blattläuse vor Fressfeinden - eine klassische Form von Mutualismus. Manche Ameisenarten gehen so weit, ihre „Blattlausherden“ aktiv zu betreuen, zu versetzen oder sogar in den Bau zu holen.
Doch nicht nur Ameisen nutzen Honigtau: Auch Bienen, Wespen, Fliegen und einige Schmetterlinge nehmen ihn auf. In bestimmten Jahren, wenn Waldhonig - eine Variante des Honigs, die auf Honigtau statt auf Blütennektar basiert - besonders häufig ist, basiert seine Ernte zum Großteil auf der Aktivität von Blattläusen in Wäldern.

Wichtiges Glied in der Nahrungskette und darüber hinaus
Blattläuse stehen am Anfang vieler Nahrungsketten und dienen zahlreichen Tieren als Beute. Diese Fressfeinde haben wiederum selbst weiterreichende Funktionen im Ökosystem:
Marienkäfer (z. B. Coccinella septempunctata)
Sie gelten als Nützlinge nicht nur wegen ihres Appetits auf Blattläuse. Auch andere Pflanzenschädlinge wie Schildläuse, Spinnmilben oder Weiße Fliegen stehen auf ihrem Speiseplan. Marienkäfer tragen dadurch zur allgemeinen biologischen Schädlingsregulation bei – im Garten ebenso wie im landwirtschaftlichen Anbau.
Florfliegenlarven (meist Chrysoperla carnea)
Diese „Blattlauslöwen“ vertilgen nicht nur Blattläuse, sondern auch Thripse und Milben. Die erwachsenen Tiere sind zudem wichtige Bestäuber, da sie sich von Pollen und Nektar ernähren.

Schwebfliegen (Familie Syrphidae)
Die Larven vertilgen Unmengen an Blattläusen, während die adulten Schwebfliegen dann eine wichtige Rolle als Bestäuber einnehmen – sie besuchen Blüten und sorgen für die Bestäubung zahlreicher Pflanzenarten, auch in Obstanlagen und Gemüsekulturen.
Singvögel (z. B. Meisen, Finken, Zaunkönige)
Viele heimische Vögel füttern ihre Jungen nicht nur mit Mücken und Raupen, sondern auch mit den eiweißreichen Blattläusen.
Auf diese Weise werden Blattläuse nicht nur kurzzeitig zur Nahrung, sondern spielen eine wichtige Rolle im Naturkreislauf, indem sie viele andere nützliche Tiere unterstützen und ganze Nahrungsketten mittragen.
Blattläuse im Gleichgewicht der Natur
In naturnahen Gärten und Ökosystemen sind Blattlauspopulationen in der Regel gut in das biologische Gleichgewicht eingebunden. Wo genug Nützlinge vorhanden sind, breiten sich Blattläuse selten dauerhaft in schädlichem Ausmaß aus. Die oft empfundene „Plage“ ist meist eine Folge gestörter Lebensräume oder einseitiger Pflanzungen, in denen natürliche Feinde fehlen.
Blattläuse mögen auf den ersten Blick unerwünscht erscheinen, doch ihre ökologische Rolle ist unbestreitbar: Sie versorgen zahlreiche Tiere mit Nahrung, produzieren Honigtau als Energiequelle für Insekten und stabilisieren damit wichtige Nahrungsnetze in der Natur. Ihre Fressfeinde wiederum übernehmen weitere zentrale Aufgaben wie Bestäubung, Schädlingsregulation oder die Ernährung anderer Nützlinge. Wer Blattläuse mit Bedacht betrachtet, erkennt in ihnen nicht nur Pflanzensauger, sondern auch wichtige Akteure des ökologischen Miteinanders.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de