
Blog: Für Gartenliebhaber oft nur Unkraut: Der Klee (7010)
Der Anblick von Klee im heimischen Garten spaltet viele Gartenbesitzer: Die einen empfinden ihn als lästiges Unkraut, das den perfekten Rasen zerstört. Die anderen sehen im Klee eine wertvolle Pflanze, die nicht nur den Boden verbessert, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten darstellt. Doch was stimmt denn nun? Ist Klee wirklich ein unerwünschtes Gewächs oder vielleicht doch ein unterschätzter Helfer im Gartenökosystem?
In diesem ausführlichen Artikel beleuchten wir das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Wir erklären, was Klee genau ist, warum er sich im Rasen ausbreitet, welche Rolle er im ökologischen Kreislauf spielt und wie du als Gärtner sinnvoll mit ihm umgehen kannst. Dabei berücksichtigen wir auch die neuesten Erkenntnisse aus dem Bereich der Biodiversität und geben Tipps, wie man Klee gezielt fördern oder – wenn gewünscht – auch zurückdrängen kann.
Was ist Klee überhaupt?
Klee gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae) und umfasst mehrere Arten, von denen die bekanntesten der Weißklee (Trifolium repens), Rotklee (Trifolium pratense) und Hornklee (Lotus corniculatus) sind. Klee ist eine ausdauernde Pflanze mit einer tiefreichenden Pfahlwurzel, die ihn besonders widerstandsfähig gegenüber Trockenheit und Trittschäden macht – ein Grund, warum er oft in Rasenflächen auftaucht.
Charakteristisch für den Klee sind seine drei- (manchmal vier-)blättrigen Fiederblätter und die kugeligen Blütenstände, die je nach Art weiß, rosa oder rötlich gefärbt sind. Seine Blütezeit reicht von Mai bis in den Spätsommer und bietet in dieser Zeit eine wichtige Nahrungsquelle für viele Insektenarten.
Klee als "Unkraut": Warum er im Rasen unbeliebt ist
Aus der Sicht eines Rasengärtners ist Klee oft unerwünscht. Besonders in Zier- oder Sportrasen stört er das gleichmäßige Bild, weil seine Blätter und Blüten sich optisch vom klassischen Rasengras abheben. Klee kann sich auch sehr schnell ausbreiten, besonders wenn der Rasen lückenhaft oder nährstoffarm ist.
Die Gründe, warum Klee sich in einem Rasen breitmacht, sind meist folgende:
- Stickstoffmangel im Boden: Klee kann dank seiner Symbiose mit Knöllchenbakterien (Rhizobien) Luftstickstoff binden und sich so auch in nährstoffarmen Böden behaupten. Gras hingegen leidet unter Stickstoffmangel, was dem Klee einen Wettbewerbsvorteil verschafft.
- Lichtreiche und offene Stellen: An kahlen Stellen im Rasen hat Klee leichtes Spiel. Dort, wo das Gras geschwächt oder ausgedünnt ist, siedelt sich der Klee schnell an.
- Zu niedriger Schnitt: Ein zu kurz gemähter Rasen fördert die Kleeausbreitung, weil er lichtliebend ist und niedrig wachsende Pflanzen bevorzugt gedeihen.
Viele Hobbygärtner sehen Klee daher als „Unkraut“ – doch diese Sichtweise ist zunehmend überholt.
Klee als Nützling: Wichtig für Insekten und Bodenqualität
In der modernen ökologischen Gartengestaltung wird Klee längst nicht mehr als bloßer Störenfried betrachtet. Im Gegenteil: Er hat eine ganze Reihe positiver Eigenschaften, die ihn zu einem wertvollen Bestandteil eines naturnahen Gartens machen:
- Nahrungsquelle für Insekten: Klee ist ein echter Insektenmagnet. Seine Blüten produzieren viel Nektar und sind daher besonders bei Bienen, Hummeln und Schmetterlingen beliebt. Gerade in Zeiten, in denen viele Blühpflanzen in Gärten fehlen, wird Klee zu einer überlebenswichtigen Ressource für Bestäuber.
- Bodenverbesserung durch Stickstoffbindung: Klee lebt in Symbiose mit Knöllchenbakterien, die Luftstickstoff in eine für Pflanzen verfügbare Form umwandeln. Diese Eigenschaft verbessert langfristig die Bodenfruchtbarkeit – nicht nur für den Klee selbst, sondern auch für umliegende Pflanzen.
- Erosionsschutz und Bodenbedeckung: Die dichte Wuchsform des Klees schützt den Boden vor Erosion, Austrocknung und Unkrautbewuchs. Besonders in Hanglagen oder lückigen Rasenflächen ist das ein großer Vorteil.
- Trockenresistenz: Dank seiner tiefen Wurzeln übersteht Klee auch längere Trockenperioden besser als viele Gräser. In Zeiten des Klimawandels und häufiger Sommerdürre ist das ein Argument für mehr Klee im Garten.
Ökologischer Garten vs. klassischer Zierrasen – ein Paradigmenwechsel
In vielen Gärten setzt sich langsam ein Umdenken durch. Statt dem perfekten englischen Rasen mit Monokultur setzen immer mehr Menschen auf eine biodiversitätsfreundliche Gestaltung. Ein artenreicher, lebendiger Rasen, in dem neben Gräsern auch Klee, Gänseblümchen, Löwenzahn und andere Wildkräuter wachsen dürfen, wird heute als ökologisch wertvoll und pflegeleichter angesehen.
Solche naturnahen Flächen bieten Lebensraum für unzählige Insekten und Kleinlebewesen – ein wichtiger Beitrag gegen das Insektensterben. Klee spielt dabei eine Schlüsselrolle. Besonders Weißklee ist eine hervorragende Ergänzung in Blumenwiesen, Wildrasen oder extensiv gepflegten Rasenflächen.
Wie lässt sich Klee gezielt fördern oder eindämmen?
Je nachdem, ob man Klee als willkommene Bereicherung oder als störendes Element betrachtet, ergeben sich unterschiedliche Pflegeansätze:
Klee fördern:
- Klee bewusst einsäen: Es gibt spezielle Saatgutmischungen, die Weißklee enthalten und sich für naturnahe Rasenflächen oder Blumenwiesen eignen.
- Seltener mähen: Weniger häufiges Mähen erlaubt dem Klee, Blüten auszubilden und Insekten zu ernähren.
- Keine synthetischen Dünger verwenden: Diese fördern meist das Gras stärker als den Klee. Organische Dünger oder Kompost sind besser geeignet.
- Auf Pestizide verzichten: Herbizide und Insektizide zerstören nicht nur den Klee, sondern auch seine ökologischen Begleitorganismen.
Klee eindämmen:
- Rasen stärken: Ein dichter, gesunder Rasen bietet dem Klee weniger Angriffsfläche. Regelmäßiges Vertikutieren, Düngen (mit stickstoffbetonten Düngern) und Nachsäen helfen, Klee zu verdrängen.
- Bodenanalyse durchführen: Ist der Boden zu nährstoffarm oder zu sauer, muss gegebenenfalls gekalkt oder gezielt gedüngt werden.
- Gezieltes Entfernen: Bei kleinen Flächen kann Klee auch mechanisch entfernt werden – am besten samt Wurzel.
- Herbizide als letztes Mittel: Chemische Mittel sollten nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden, da sie auch andere Pflanzen und Tiere schädigen können.
FAQs – Häufig gestellte Fragen rund um Klee im Garten
Ist Klee giftig für Haustiere oder Kinder?
Nein, Klee ist in der Regel ungiftig. Sowohl Weiß- als auch Rotklee sind essbar – sogar für den Menschen. In Maßen kann er auch von Haustieren wie Kaninchen oder Meerschweinchen gefressen werden.
Wie kann ich Klee gezielt in meinem Garten ansiedeln?
Am besten gelingt das durch das Ausbringen von Weißkleesaat im Frühjahr oder Herbst. Wichtig ist ein lockerer, nicht zu saurer Boden. Nach der Aussaat regelmäßig wässern, bis die Keimung erfolgt.
Warum wächst plötzlich so viel Klee in meinem Rasen?
Das liegt meist an einem Stickstoffmangel im Boden. Klee gedeiht gut unter solchen Bedingungen, während Gras geschwächt ist. Eine Bodenanalyse gibt Aufschluss.
Was ist besser für Bienen: Klee oder Blumenwiese?
Beides ist wertvoll! Klee bietet eine langanhaltende Nektarquelle, während eine vielfältige Blumenwiese unterschiedlichste Blütenformen und -zeiten abdeckt. Ideal ist die Kombination.
Fazit: Klee – vom Unkraut zum Gartenhelden
Die Frage „Klee im Garten – Unkraut oder wichtig für Insekten?“ lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt darauf an, welche Ziele du mit deinem Garten verfolgst. Für einen perfekten Zierrasen ist Klee sicher störend – aber für alle, die ökologisch gärtnern wollen, ist er ein wahrer Schatz.
Klee trägt zur Artenvielfalt bei, verbessert den Boden und übersteht Trockenheit besser als viele andere Pflanzen. Wer bereit ist, von klassischen Schönheitsidealen Abstand zu nehmen, entdeckt im Klee einen stillen Helfer für ein lebendiges, nachhaltiges Gartenparadies. Letztlich ist es eine Frage der Perspektive – und des Bewusstseins für die Rolle, die selbst kleine Pflanzen im großen Kreislauf der Natur spielen.
Wenn du also das nächste Mal Klee in deinem Garten entdeckst, frag dich nicht gleich, wie du ihn loswirst – sondern vielleicht lieber: Wie kann ich ihn sinnvoll integrieren? Dein Garten, die Insekten und dein Boden werden es dir danken.