
Blog: Etwas Neues wagen: Sind Scheibensalmler aus Südamerika etwas für dich? (7042)
Aquaristik ist ein faszinierendes Hobby, das unzählige Möglichkeiten bietet, sich kreativ auszudrücken und gleichzeitig ein kleines Stück Natur ins eigene Zuhause zu holen. Viele Aquarianer beginnen mit klassischen Arten wie Guppys, Platys oder Skalaren. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich fragt: „Was gibt es noch? Was kann ich ausprobieren, das nicht jeder hat?“ Genau hier kommen die Scheibensalmler aus Südamerika ins Spiel.
Scheibensalmler – im Englischen oft als „Silver Dollars“ bezeichnet – sind auffällige, friedliche und interessante Fische, die deinem Aquarium nicht nur einen exotischen Touch verleihen, sondern auch spannende Beobachtungen ermöglichen. Doch wie bei jeder neuen Art gilt: Man sollte wissen, worauf man sich einlässt. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über die Haltung, Pflege, Vergesellschaftung und Besonderheiten der Scheibensalmler wissen musst – und ob sie zu dir und deinem Aquarium passen.
Was sind Scheibensalmler eigentlich?
Scheibensalmler gehören zur Familie der Salmler (Characidae) und zur Unterfamilie der Myleinae. Sie stammen ursprünglich aus den Flusssystemen Südamerikas, insbesondere aus dem Amazonasgebiet. Die bekanntesten Arten, die im Aquarium gehalten werden, sind unter anderem:
Diese Fische verdanken ihren deutschen Namen ihrer Form: Sie sind hochrückig und seitlich stark abgeflacht – also scheibenförmig. Ihre silbrige Färbung schimmert metallisch im Licht und sorgt für ein auffälliges Erscheinungsbild im Aquarium.
Anforderungen an das Aquarium: Größe, Technik und Einrichtung
Scheibensalmler werden oft unterschätzt – insbesondere was ihre Endgröße betrifft. Einige Arten können bis zu 20–25 cm groß werden, weshalb ein Aquarium von mindestens 400 Litern empfohlen wird. Ideal sind sogar Becken ab 500 Litern, vor allem wenn du eine Gruppe halten möchtest, was unbedingt zu empfehlen ist (mehr dazu im nächsten Abschnitt).
Wasserwerte:
- Temperatur: 24–28 °C
- pH-Wert: 5,5–7,5
- Gesamthärte (GH): 2–15 °dGH
- Karbonathärte (KH): 1–8 °dKH
Diese Werte orientieren sich an den natürlichen Bedingungen in Südamerika. Wichtig ist dabei vor allem, dass die Wasserqualität stabil und möglichst weich bleibt.
Einrichtung:
Scheibensalmler sind aktive Schwimmer und benötigen viel freien Raum. Trotzdem lieben sie Rückzugsorte und Schwimmpausen zwischen großen Wurzeln oder robusten Pflanzen. Vorsicht jedoch bei zarten Pflanzen: Viele Arten sind pflanzenfressend. Wurzeln, robuste Pflanzen wie Anubias, Javafarn oder Vallisnerien eignen sich besonders gut. Auch eine dichte Bepflanzung mit Schwimmpflanzen kann für eine angenehme Lichtfilterung sorgen.
Sozialverhalten und Vergesellschaftung
Scheibensalmler sind ausgesprochene Gruppentiere. Eine Haltung als Einzelgänger oder nur zu zweit führt fast immer zu Stress und Scheuheit. Eine Gruppe von mindestens 5–6 Exemplaren ist Pflicht. In der Gruppe zeigen sie ein viel natürlicheres Verhalten, sind weniger schreckhaft und können ihre sozialen Interaktionen entfalten.
In Bezug auf Vergesellschaftung sind Scheibensalmler recht unkompliziert. Sie sind friedlich und lassen sich gut mit anderen ruhigen bis mittelgroßen Fischen vergesellschaften. Gut geeignete Beifische sind zum Beispiel:
- Skalare
- größere Salmlerarten (z. B. Rotkopfsalmler, Kaisersalmler)
- Harnischwelse (z. B. Ancistrus, L-Welse)
- Südamerikanische Buntbarsche (z. B. Apistogramma, Laetacara)
Vermeide jedoch sehr kleine Arten wie Neon oder Endler-Guppys, da diese als potenzielle Snacks angesehen werden könnten.
Ernährung: Was fressen Scheibensalmler?
Ein oft unterschätzter Aspekt in der Haltung von Scheibensalmlern ist die Ernährung. Die meisten Arten sind herbivor bis omnivor, das heißt: Pflanzen stehen auf ihrem Speiseplan ganz oben, aber sie nehmen auch tierische Proteine auf.
Geeignetes Futter:
- Gemüse wie Gurke, Zucchini, Spinat, Salat (ungespritzt!)
- Spirulina-Tabletten und -Flocken
- Algenblätter (Nori)
- Frostfutter in Maßen (z. B. Mysis, Artemia)
- Spezielle pflanzenbasierte Futtersticks
Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung, um Mangelerscheinungen zu vermeiden und die Farbenpracht sowie Vitalität der Tiere zu fördern.
Gesundheit und Pflege
Scheibensalmler sind grundsätzlich robust, sofern die Haltungsbedingungen stimmen. Besonders wichtig ist ein regelmäßiger Wasserwechsel (mind. 30 % pro Woche), ein starker Filter und eine stabile Temperatur. Achte auch darauf, dass das Aquarium nicht überbesetzt ist – durch ihre Größe produzieren sie entsprechend viel Ausscheidungen.
- Typische Krankheitsanzeichen:
- Flossenklemmen
- Appetitlosigkeit
- Farbverlust
- weiße Punkte (Hinweis auf Ichthyophthirius – "Weiße-Pünktchen-Krankheit")
Ein gut geführtes Aquarium mit ausreichend Platz und abwechslungsreicher Ernährung senkt jedoch das Risiko für Krankheiten erheblich.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Scheibensalmlern
Kann ich Scheibensalmler in einem 200-Liter-Aquarium halten?
Kurz gesagt: Nein. Aufgrund ihrer Endgröße und ihres Schwimmverhaltens benötigen sie deutlich mehr Platz. 200 Liter sind höchstens als Aufzuchtbecken für Jungfische geeignet.
Sind Scheibensalmler aggressiv?
Nein, sie gelten als friedlich und sozial. Innerhalb der Gruppe kann es jedoch gelegentlich zu Rangordnungsklärungen kommen, was aber harmlos ist, wenn genügend Platz vorhanden ist.
Fressen Scheibensalmler Pflanzen?
Ja, viele Arten knabbern an Pflanzen, besonders weiche Sorten. Daher sollte man das Aquarium entsprechend gestalten und robuste Arten wählen.
Kann ich Scheibensalmler mit Garnelen halten?
Das ist riskant. Auch wenn Scheibensalmler keine aktiven Jäger sind, können Garnelen – vor allem Jungtiere – leicht gefressen werden. Für Garnelenliebhaber sind diese Fische daher eher ungeeignet.
Wie lange leben Scheibensalmler?
Bei guter Pflege können Scheibensalmler 8 bis 10 Jahre alt werden, was sie zu langfristigen Begleitern im Aquarium macht.
Fazit: Sind Scheibensalmler die richtige Wahl für dich?
Scheibensalmler sind zweifelsohne eine beeindruckende Bereicherung für jedes größere Aquarium. Ihre auffällige Form, das friedliche Wesen und ihre Gruppendynamik machen sie zu spannenden Beobachtungsobjekten. Sie eignen sich hervorragend für Aquarianer, die bereits etwas Erfahrung mit größeren Becken haben und Lust haben, etwas Neues auszuprobieren.
Aber sie sind auch fordernd: Sie brauchen viel Platz, sauberes Wasser, eine durchdachte Bepflanzung und eine angepasste Ernährung. Wenn du diese Bedingungen erfüllen kannst, wirst du mit einer faszinierenden und lebendigen Fischgruppe belohnt, die garantiert zum Hingucker wird.
Du willst etwas Neues wagen und dich von klassischen Arten lösen? Dann könnten die silbrigen Zierfische aus Südamerika genau das Richtige für dich sein.