Lippfische: Beliebte Meerwasserfische mit besonderen Namen

Ein Fisch mit einem besonderen Namen
Wenn du dich schon einmal etwas intensiver mit der faszinierenden Welt der Meeresfische beschäftigt hast – sei es im eigenen Meerwasseraquarium oder beim Tauchen im tropischen Riff – bist du wahrscheinlich auf die sogenannten Lippfische gestoßen. Mit ihren leuchtenden Farben, ihrem interessanten Verhalten und ihrer großen Artenvielfalt gehören sie zu den auffälligeren Bewohnern tropischer und subtropischer Gewässer. Doch hast du dich jemals gefragt, woher Lippfische eigentlich ihren ungewöhnlichen Namen haben? In diesem Artikel gehen wir genau dieser Frage auf den Grund.
Wir werfen einen detaillierten Blick auf die Namensgebung, die biologischen Besonderheiten und verhaltensspezifischen Merkmale dieser Fischfamilie. Du erfährst, wie sich die Lippenform entwickelt hat, welche Rolle sie im Verhalten der Tiere spielt und was Lippfische zu solch spannenden Aquarienbewohnern macht. Außerdem erhältst du hilfreiche Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um Lippfische.

Taxonomische Einordnung: Was sind Lippfische überhaupt?
Lippfische gehören zur Familie der Labridae und umfassen weltweit mehr als 600 Arten, die überwiegend in den tropischen und subtropischen Meeren vorkommen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil vieler Korallenriffe und tragen durch ihr Verhalten zur Gesundheit des Riffsystems bei. Die Tiere variieren stark in Größe, Form und Farbe – von winzigen Arten mit wenigen Zentimetern bis zu größeren Arten mit über einem Meter Länge.
Die Familie Labridae ist damit eine der artenreichsten Fischfamilien überhaupt. Zu den bekanntesten Gattungen gehören Labroides, Thalassoma, Cheilinus und Halichoeres.
Woher kommt der Name „Lippfisch“?
Die deutsche Bezeichnung „Lippfisch“ leitet sich direkt von der auffälligen Gestalt der Lippen dieser Fische ab. Viele Arten innerhalb dieser Familie besitzen stark ausgeprägte, dicke, fleischige Lippen, die sich deutlich von anderen Meeresfischen unterscheiden. Diese Lippen wirken bei einigen Arten regelrecht „aufgeblasen“ oder überdimensioniert – ein evolutionäres Merkmal, das durchaus funktionalen Charakter hat.

Im Englischen lautet die Entsprechung „wrasse“, was ursprünglich vom keltischen Wort „gwrach“ (Hexe oder alte Frau) abgeleitet ist – wohl ein Hinweis auf das manchmal bizarre Erscheinungsbild mancher Arten. Doch im Deutschen hat sich die Bezeichnung auf die auffälligen Lippen konzentriert.
- Die dicken Lippen erfüllen mehrere biologische Funktionen:
- Sie schützen die Schnauze beim Aufbrechen harter Schalen (zum Beispiel von Muscheln oder Krebstieren).
- Sie ermöglichen es, in kleine Spalten und Ritzen vorzudringen, um dort Nahrung zu finden.
- In einigen Fällen spielen sie auch eine Rolle im Sozialverhalten und bei der Balz.
Morphologische Besonderheiten: Mehr als nur Lippen
Neben ihren charakteristischen Lippen zeichnen sich Lippfische durch folgende Merkmale aus:
- Leuchtende Farben und Muster: Viele Arten zeigen je nach Alter und Geschlecht eine völlig unterschiedliche Färbung.
- Protogyne Hermaphroditen: Bei vielen Arten sind die Tiere zunächst weiblich und können später zu Männchen werden – ein Prozess, der mit beeindruckenden Farbwechseln einhergehen kann.
- Sozialstrukturen und Reviere: Viele Lippfische leben in sozialen Gruppen mit einem dominanten Männchen.
- Reinigungsverhalten: Einige kleinere Arten wie der Gemeine Putzerlippfisch (Labroides dimidiatus) haben sich auf das Reinigen anderer Fische spezialisiert und leben in einer Art symbiotischer Beziehung.
Lippfische im Aquarium
Für Aquarianer sind Lippfische eine spannende und farbenfrohe Ergänzung im Meerwasseraquarium. Ihre aktive Schwimmweise, das neugierige Verhalten und die häufige Interaktion mit ihrer Umgebung machen sie zu einem wahren Highlight. Dennoch gibt es bei der Haltung einiges zu beachten:

- Artenwahl: Nicht alle Lippfische sind gleich pflegeleicht. Manche Arten sind aggressiv oder benötigen besonders große Aquarien.
- Fütterung: Viele Lippfische sind Karnivoren und brauchen eine abwechslungsreiche Ernährung aus Frostfutter, Krill, Mysis oder Muschelfleisch.
- Verhalten: Einige Arten neigen dazu, sich im Sand einzugraben – daher ist ein ausreichend dicker Sandboden empfehlenswert.
- Kompatibilität: Die Vergesellschaftung mit anderen Fischen sollte sorgfältig geplant werden, da dominante Lippfische andere Bewohner unterdrücken können.
Evolutionärer Hintergrund: Warum haben sich dicke Lippen durchgesetzt?
Die evolutionäre Entwicklung der auffälligen Lippen ist nicht rein zufällig. In der Biologie gilt: Jedes auffällige Merkmal hat sich in der Regel durch eine Kombination aus Nahrungsspezialisierung, Fortpflanzungsstrategie und Umweltanpassung herausgebildet. Bei Lippfischen geht man davon aus, dass:
- Die dicken Lippen als Polster beim Hantieren mit harter Nahrung dienen – z. B. beim Aufbrechen von Schalentieren.
- Einige Arten mit langen, beweglichen Lippen besser in enge Korallenritzen eindringen können, um dort versteckte Beute zu erreichen.
- Die auffällige Lippenform in bestimmten Fällen ein sexuelles Auswahlmerkmal ist – ähnlich wie bei anderen auffälligen Körpermerkmalen im Tierreich.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Lippfischen
1. Sind alle Lippfische bunt gefärbt?
Nein, obwohl viele Arten leuchtend bunt sind, gibt es auch eher schlichte oder tarnfarbene Vertreter. Die Farbvielfalt hängt oft vom Lebensraum, Alter und Geschlecht ab.
2. Können Lippfische in Süßwasser leben?
Nein, Lippfische sind rein marine Fische. Sie leben ausschließlich im Salzwasser, meist in tropischen Korallenriffen.
3. Warum graben sich manche Lippfische im Sand ein?
Dieses Verhalten dient dem Schutz vor Fressfeinden und dem Schlafen. Besonders Arten der Gattung Halichoeres sind dafür bekannt, sich nachts oder bei Gefahr einzugraben.
4. Ist der Putzerlippfisch wirklich nützlich im Aquarium?
Ja, der Gemeine Putzerlippfisch (Labroides dimidiatus) kann tatsächlich andere Fische von Parasiten befreien. Im Aquarium funktioniert diese Symbiose allerdings nicht immer zuverlässig.
5. Können Lippfische miteinander vergesellschaftet werden?
Das kommt auf die Art an. Manche sind sehr territorial oder aggressiv gegenüber Artgenossen. Eine genaue Recherche zur jeweiligen Art ist vor dem Kauf unerlässlich.
Fazit: Faszinierende Lippen mit Funktion
Lippfische sind eine äußerst vielfältige und spannende Fischfamilie. Ihr Name ist kein Zufall, sondern weist auf eine evolutionär bedeutsame Anpassung hin, die viele Funktionen erfüllt – von der Nahrungssuche über Schutz bis hin zur sozialen Kommunikation. Für Aquarianer bieten Lippfische nicht nur optische Highlights, sondern auch Verhaltensweisen, die das Aquarium lebendiger und natürlicher wirken lassen.
Wenn du dich für Meerwasserfische interessierst oder dein Riffaquarium mit einem besonderen Bewohner ergänzen möchtest, ist ein Lippfisch – gut ausgewählt und passend gehalten – eine tolle Wahl. Und vielleicht denkst du beim nächsten Blick auf seine auffälligen Lippen daran, wie durchdacht und vielschichtig die Evolution wirklich ist.
Tipp für Aquarianer: Achte bei der Auswahl deiner Lippfisch-Art nicht nur auf die Farbe, sondern informiere dich über deren Sozialverhalten, Lebensraumansprüche und Futtergewohnheiten. So sicherst du dir langfristig gesunde und vitale Aquarienbewohner.