Osmia bicornis im Garten
Einrichtungsbeispiele mit Rote Mauerbiene

Wissenswertes zu Osmia bicornis
Die Rote Mauerbiene (wissenschaftlich: Osmia bicornis, früher auch Osmia rufa) gehört zu den bekanntesten Wildbienenarten Mitteleuropas und ist ein willkommener Gast in naturnahen Gärten und auf Balkonen. Durch ihre friedliche Art, ihre nützlichen Eigenschaften als Bestäuber und ihre anspruchslose Haltung erfreut sie sich zunehmender Beliebtheit bei Hobbygärtnern und Naturschützern gleichermaßen.
Im Folgenden erfährst du alles Wissenswerte über diese faszinierende Wildbiene – von der Herkunft über ihr Aussehen bis hin zu praktischen Hinweisen zur Haltung und Zucht im eigenen Garten.
Systematik: Gattung und Familie
- Wissenschaftlicher Name: Osmia bicornis (Linnaeus, 1758)
- Familie: Megachilidae (Blattschneider- und Mauerbienen)
- Gattung: Osmia
- Ordnung: Hymenoptera (Hautflügler)
- Unterordnung: Apocrita (Taillenwespen)
Die Gattung Osmia umfasst mehrere hundert Arten, die in Europa, Asien und Nordamerika verbreitet sind. Osmia bicornis ist eine der häufigsten Arten Mitteleuropas und ein Paradebeispiel für eine früh fliegende Wildbiene.
Herkunft und Verbreitung
Die Rote Mauerbiene ist in ganz Europa heimisch und kommt von Spanien über Skandinavien bis in die osteuropäischen Länder vor. Ihr Lebensraum reicht von Gärten, Parks und Wiesen bis zu Waldlichtungen und urbanen Siedlungsräumen. Besonders wohl fühlt sie sich dort, wo ausreichend blühende Pflanzen und Nistmöglichkeiten vorhanden sind.
Aussehen und Merkmale
Die Rote Mauerbiene ist eine mittelgroße Wildbiene mit einer Körperlänge von etwa:
- 8–10 mm bei Männchen
- 10–14 mm bei Weibchen
Typische Merkmale:
- Brust und Bauch rotbraun bis fuchsrot behaart, besonders auffällig bei den Weibchen
- Der Kopf ist schwarz, bei Weibchen mit zwei kleinen „Hörnchen“ am vorderen Kopf (Namensgebend: „bi-cornis“ = „zwei Hörner“)
- Die Männchen sind kleiner, schlanker und besitzen auffällige, helle Gesichtshaare
- Beide Geschlechter besitzen keine Stechfähigkeit gegenüber Menschen (kein Giftstachel mit Schmerzfunktion)
Lebensweise und Verhalten
Osmia bicornis ist eine solitär lebende Biene, das heißt, sie bildet keine Staaten wie Honigbienen oder Hummeln. Jedes Weibchen baut und versorgt ihre eigene Nachkommenschaft.
Flugzeit:
März bis Juni, in warmen Regionen manchmal bereits ab Mitte Februar aktiv
Nahrung:
Nektar und Pollen verschiedenster Frühblüher (z. B. Obstbäume, Weiden, Löwenzahn, Taubnesseln)
Wichtig ist ein vielfältiges Blühangebot im zeitigen Frühjahr
Haltung im Garten – So gelingt die Ansiedlung
Die Rote Mauerbiene eignet sich hervorragend zur Förderung im heimischen Garten oder auf dem Balkon. Schon mit wenigen Maßnahmen lässt sich ihr Lebensraum gezielt unterstützen.
Nistmöglichkeiten: Spezielle Wildbienen-Nisthilfen mit Bohrlöchern (3–9 mm Durchmesser)
Alternativ: Lochziegel, Schilfrohrbündel, Bambusstängel, Hartholzblöcke
Standort: Sonnig, wind- und regengeschützt, idealerweise süd- oder südostausgerichtet
Pflanzenauswahl:
Frühjahrsblüher: Krokusse, Schneeglöckchen, Wildtulpen, Weiden, Kirsch- und Apfelbäume
Spätere Nahrungspflanzen: Beinwell, Natternkopf, Kornblume, Glockenblumen
Giftigkeit
Die Rote Mauerbiene ist nicht giftig und sticht nur in absoluten Ausnahmefällen, etwa wenn sie stark gedrückt wird. Selbst dann ist ihr Stich kaum schmerzhaft und mit dem einer Brennnessel vergleichbar. Sie stellt keine Gefahr für Kinder oder Haustiere dar und ist daher ideal für naturnahe Familiengärten geeignet.
Vermehrung und Zucht
Die Fortpflanzung der Roten Mauerbiene ist ein faszinierender Prozess:
- Paarung erfolgt kurz nach dem Schlupf im Frühjahr.
- Das Weibchen legt in Hohlräumen oder Röhrchen mehrere Brutzellen an.
- Jede Zelle wird mit einem Pollenvorrat und einem Ei versehen.
- Die Zellen werden mit Lehm oder Sand verschlossen.
- Die Larve entwickelt sich über Monate zur adulten Biene – erst im nächsten Frühjahr erfolgt der Schlupf.
Zucht:
- Insektenhotels oder spezielle Nistkästen ermöglichen gezielte Zucht
- Röhrchen können im Herbst eingesammelt und frostfrei, aber kühl gelagert werden (z. B. in der Garage)
- Im Frühjahr können die Kokons kontrolliert ausgelegt werden
Krankheiten und Gefahren
Obwohl die Rote Mauerbiene robust ist, gibt es einige Gefahren:
- Parasitierung durch Schlupfwespen oder Kuckucksbienen, z. B. Sapyga clavicornis
- Pilzbefall, insbesondere bei feuchter oder schlecht belüfteter Nisthilfe
- Vögel (z. B. Spechte, Meisen) können Nisthilfen ausräumen
- Falsche Nisthilfen (z. B. splitternde Bohrlöcher) können zu Missbildungen führen
Tipp: Achte auf hochwertige Materialien und eine regelmäßige Reinigung der Nisthilfen.
Alternative Bezeichnungen
- Rote Mauerbiene
- Gemeine Mauerbiene
- Rostrote Mauerbiene
- Frühjahrs-Mauerbiene
- Wissenschaftlich: Osmia bicornis (ehemals Osmia rufa)
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist die Rote Mauerbiene gefährlich?
Nein. Sie ist friedlich, sticht nicht und ist auch für Allergiker in der Regel ungefährlich.
Kann ich sie im Garten ansiedeln?
Ja! Mit einer Wildbienen-Nisthilfe und passenden Pflanzen schaffst du ideale Bedingungen.
Braucht sie spezielle Pflege?
Nein. Sie ist sehr pflegeleicht und benötigt keine Betreuung im eigentlichen Sinn.
Wie lange lebt eine Rote Mauerbiene?
Die ausgewachsene Biene lebt nur wenige Wochen, die Entwicklung vom Ei zur Biene dauert jedoch rund ein Jahr.
Kann ich Osmia bicornis kaufen?
Ja, Kokons der Roten Mauerbiene werden im Fachhandel und bei spezialisierten Wildbienen-Züchtern angeboten.
Fazit: Die Rote Mauerbiene – Ein wertvoller Gartenhelfer
Die Rote Mauerbiene ist ein Paradebeispiel für erfolgreiche Wildbienenförderung im eigenen Garten. Sie ist nicht nur absolut harmlos, sondern auch ein effizienter Bestäuber für viele Obst- und Gemüsepflanzen. Mit einfachen Mitteln wie geeigneten Nisthilfen, blütenreichen Pflanzen und etwas Geduld lässt sich diese faszinierende Wildbiene dauerhaft ansiedeln.
Gerade in Zeiten des Insektensterbens ist die Förderung von Wildbienen wie Osmia bicornis nicht nur ein ökologischer Gewinn, sondern auch ein spannendes Naturerlebnis für die ganze Familie.