Begriffe erklärt: Was versteht man unter einem Kindel?
Ein kleiner Begriff mit großer Bedeutung im Garten
Wer sich intensiver mit der Pflanzenpflege beschäftigt, insbesondere mit der Vermehrung von Pflanzen, wird früher oder später auf den Begriff „Kindel“ stoßen. In der Welt der Botanik ist dieses Wort weit verbreitet, doch viele Hobbygärtner und Neueinsteiger wissen oft nicht genau, was sich dahinter verbirgt. Dabei ist das Verständnis von Kindeln besonders wichtig, wenn es um die einfache und effektive Vermehrung bestimmter Pflanzenarten geht – ganz ohne komplizierte Methoden wie Stecklinge oder Aussaat.
In diesem Artikel erklären wir dir ausführlich, was ein Kindel ist, wie du es erkennst, welche Pflanzen sie bilden, wie du sie richtig abnimmst und erfolgreich einpflanzt. Außerdem geben wir dir praktische Tipps für die Pflege von Kindeln und beantworten häufig gestellte Fragen. So wirst du zum Experten in Sachen vegetative Pflanzenvermehrung – ein Thema, das im Garten nicht nur spannend, sondern auch äußerst nützlich ist.
Was ist ein Kindel?
Unter einem Kindel versteht man in der Botanik einen Ableger oder Nebenspross, der direkt an der Mutterpflanze entsteht. Kindel sind kleine, meist vollständig ausgebildete Pflänzchen, die genetisch identisch mit der Mutterpflanze sind und dazu dienen, sich vegetativ – also ohne Samen – fortzupflanzen. Das Wort „Kindel“ stammt übrigens vom mittelhochdeutschen „kintelin“, was so viel wie „kleines Kind“ bedeutet – eine treffende Beschreibung für diese kleinen Pflänzchen.
Kindel sind eine besonders einfache und beliebte Form der vegetativen Vermehrung, da sie in der Regel bereits eigene Wurzeln oder Wurzelansätze ausbilden und dadurch besonders schnell anwachsen können. Das macht sie ideal für Hobbygärtner, die ihre Pflanzen vermehren möchten, ohne auf Samen oder Stecklinge angewiesen zu sein.
Bei welchen Pflanzen kommen Kindel vor?
Kindel bilden sich nicht bei allen Pflanzenarten. Sie sind vor allem bei bestimmten Zimmerpflanzen und Gartenstauden weit verbreitet. Besonders häufig treten Kindel auf bei:
- Orchideen (z. B. Phalaenopsis): Hier entstehen Kindel oft an den Blütenstängeln oder an der Basis der Pflanze.
- Bromelien (z. B. Guzmania oder Aechmea): Diese tropischen Pflanzen bilden nach der Blüte sogenannte „Kindelrosetten“ an der Basis.
- Aloe Vera: Die Sukkulente entwickelt am Wurzelansatz kleine Kindel, die sich gut abnehmen lassen.
- Sansevieria (Bogenhanf): Auch hier entstehen häufig neue Triebe direkt neben der Mutterpflanze.
- Gräser und Stauden (z. B. Bambus oder Funkien): Sie bilden ebenfalls häufig Tochterpflanzen, die als Kindel bezeichnet werden können.
Wie erkennt man ein Kindel?
Ein Kindel erkennst du meist daran, dass es wie ein kleines Duplikat der Mutterpflanze aussieht. Je nach Pflanzenart kann ein Kindel:
- an der Basis der Mutterpflanze herauswachsen (z. B. Aloe Vera),
- am Blütenstiel entstehen (z. B. Orchideen),
- eigene Wurzeln oder erste Wurzelansätze zeigen,
- und eine gewisse Größe und Eigenständigkeit erreicht haben.
Wichtig ist, dass das Kindel bereits so weit entwickelt ist, dass es eine gute Überlebenschance hat, wenn es von der Mutterpflanze getrennt wird.
Wie und wann kann man Kindel abnehmen?
Die richtige Zeit und Methode zum Abnehmen von Kindeln hängt stark von der Pflanzenart ab, doch es gibt einige allgemeine Regeln:
- Warte, bis das Kindel eigene Wurzeln hat.
Nur so kann es nach dem Abtrennen eigenständig weiterwachsen. - Nutze sauberes und scharfes Werkzeug.
Ein scharfes Messer oder eine Gartenschere verhindert Quetschungen und Infektionen. - Trenne das Kindel vorsichtig von der Mutterpflanze.
Achte darauf, die Wurzeln möglichst nicht zu beschädigen. - Lass die Schnittstelle antrocknen.
Bei sukkulenten Pflanzen ist es sinnvoll, das Kindel einen Tag trocknen zu lassen, um Fäulnis zu vermeiden. - Setze das Kindel in frisches, geeignetes Substrat.
Verwende durchlässige Erde, die zur Pflanzenart passt (z. B. Orchideenerde, Kakteenerde). - Halte das Substrat leicht feucht, aber nicht nass.
Besonders in den ersten Wochen darf das Kindel nicht austrocknen, sollte aber auch keine Staunässe erleiden.
Pflege nach dem Einpflanzen
Damit sich das Kindel gut entwickelt, solltest du es nach dem Einpflanzen mit etwas Geduld und Pflege unterstützen:
- Standort: Wähle einen hellen, aber nicht zu sonnigen Platz. Direkte Sonne kann junge Pflänzchen verbrennen.
- Gießen: Halte das Substrat gleichmäßig feucht, aber achte besonders bei Sukkulenten auf die Gefahr von Staunässe.
- Düngen: Erst nach einigen Wochen, wenn das Kindel angewachsen ist, kannst du mit einer leichten Düngung beginnen.
- Temperatur: Viele Pflanzen, die Kindel bilden, stammen aus warmen Regionen – halte sie also bei Zimmertemperatur oder leicht darüber.
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Was ist der Unterschied zwischen einem Kindel und einem Steckling?
Ein Kindel ist ein natürlich entstandener Ableger mit eigenen Wurzeln oder Trieben, während ein Steckling ein künstlich abgeschnittener Teil der Pflanze ist (z. B. ein Blatt oder ein Zweig), der erst Wurzeln bilden muss.
Wie lange dauert es, bis ein Kindel anwächst?
Das hängt von der Pflanzenart und den Bedingungen ab. In der Regel dauert es zwischen zwei und sechs Wochen, bis das Kindel vollständig angewachsen ist.
Muss man alle Kindel abnehmen?
Nein, man kann Kindel auch an der Mutterpflanze lassen, wenn genug Platz im Topf ist. In manchen Fällen stirbt die Mutterpflanze nach der Blüte ab (z. B. bei Bromelien), dann übernehmen die Kindel die Weiterentwicklung.
Warum bildet meine Pflanze keine Kindel?
Nicht jede Pflanzenart bildet Kindel. Wenn deine Pflanze grundsätzlich dazu fähig ist, können Lichtmangel, Nährstoffmangel oder ein zu kleiner Topf die Bildung von Kindeln verhindern.
Kann man Kindel auch draußen im Garten einpflanzen?
Ja, wenn es sich um winterharte Stauden oder Gräser handelt. Tropische Pflanzen solltest du allerdings besser im Topf halten oder nur im Sommer ins Freie stellen.
Fazit: Kindel – die natürliche Art der Pflanzenvermehrung
Kindel sind eine wunderbare Möglichkeit, Pflanzen auf ganz natürliche Weise zu vermehren – einfach, effektiv und kostenlos. Ob bei Zimmerpflanzen wie Orchideen und Aloe Vera oder im Garten bei Stauden und Gräsern: Wenn du weißt, worauf du achten musst, kannst du aus einem einzelnen Exemplar schon bald eine ganze Pflanzenfamilie entstehen lassen.
Das Verständnis des Begriffs „Kindel“ ist daher nicht nur ein netter Bonus für botanisch Interessierte, sondern ein echtes Praxiswissen für alle Garten- und Pflanzenliebhaber. Es lohnt sich, genau hinzusehen und die kleinen Ableger zu erkennen, zu pflegen und weiterzuziehen. So wächst nicht nur dein Garten, sondern auch deine Freude am Gärtnern.